Hannibal (FSK 18)

Studio

MGM Pictures (2000)

Verleih

BMG Video (2001)

Laufzeit

126:03 min. (FSK 18)

Regie

Ridley Scott

Darsteller

Anthony Hopkins, Julianne Moore u.a.

DVD-Typ

2 x DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

Deutsch, Dolby Digital 5.1 EX
Deutsch, DTS ES Matrix 6.1
Englisch, Dolby Digital 5.1 EX
Englisch, DTS ES Matrix 6.1
Audio-Kommentar

Untertitel

Deutsch (nur Film)

Regionalcode

2

Verpackung

Digipak

Preis

ca. 25-30 EURO
Film  

Zehn Jahre sind vergangen, seit Special Agent Clarice Starling sich auf nervenaufreibende Gespräche mit dem kannibalischen Psychiater Dr. Hannibal Lecter einließ, um den Serienmörder "Buffalo Bill" dingfest zu machen. Sie schaffte damit den erhofften Karrieresprung, während Lecter damals eine spektakuläre Flucht gelang. Doch Clarices Karriere erhält einen merklichen Dämpfer, als eine von ihr geleitete Verhaftung in einem Blutbad endet. Hannibal hingegen hat unter dem Namen Dr. Fell den begehrten Posten des Kurators der Palazzo-Capponi-Bibliothek im berühmten Palazzo Vecchio in Florenz ergattert. Aber auch seine ruhigen Tage scheinen gezählt, denn längst ist nicht mehr nur das FBI hinter ihm her. Einen weit mächtigeren und unberechenbareren Feind hat der geniale Kannibale in einem seiner ehemaligen Opfer: Mason Verger, einziger Erbe eines gewaltigen Viehzucht-Imperiums, will Lecter um jeden Preis zur Strecke bringen, seit dieser ihn dazu brachte, sein Gesicht in Stücke zu schneiden und den Hunden zum Fraß vorzuwerfen. Nun hat Verger ein immenses Kopfgeld auf seinen Peiniger ausgesetzt, das gierige Polizisten ebenso reizt wie korrupte Justizbeamte. Als Dr. Lecter sich mit einem Brief bei Clarice meldet und Verger davon erfährt, kommt dem entstellten Milliardär schließlich eine perfide Idee: Er will Lecter fangen, indem er Clarice als Köder einsetzt...

War "Das Schweigen der Lämmer" so aufgebaut, das das Verhältnis Clarice Starling/Hannibal Lecter nur ein (wenn auch bedeutendes) Randthema des Films bildete, so gibt es in der Fortsetzung eigentlich kaum noch eine Szene, in der es sich nicht um Hannibal dreht. Das ist ein wenig heikel, denn noch viel mehr als im "Schweigen der Lämmer" erscheint der von einem seiner ehemaligen Opfer verfolgte Hannibal hier in einigen Szenen zumindest unterschwellig als eine Sympathiefigur, die sich gegen die auf ihn gezielten Angriffe mit höchster Brutalität wehrt. Die in der 18er-Fassung ungeschnittene Gewaltdarstellung besteht hierbei meist aus Andeutungen oder verschwommenen Details, so dass bis auf die Schlussszene des Films, in der Hannibal sein Opfer bei lebendigem Leibe zu verspeisen beginnt, kaum Szenen zu finden sind, in denen die Gewalt übertrieben zur Schau gestellt wird. Allerdings ist schon fraglich, ob die Schluss-Sequenz so in dieser heftigen zugleich aber auch unfreiwillig komischen Darstellung wirklich nötig gewesen wäre, da sie lediglich das ansonsten etwas dröge Finale etwas spektakulärer gestaltet. Hannibal ist ungeachtet dessen durchaus ein guter Film, gerade die Einfädelung der ersten neuen Begegnung von Hannibal und Clarice ist sehr gut gelungen. An "Das Schweigen der Lämmer" kommt "Hannibal" allerdings nicht heran, denn hierzu wirkt "Hannibal" ein wenig zu konventionell gestrickt, vor allem weil Hannibal zu eindeutig im Mittelpunkt dieser auf einen Rachefeldzug reduzierten Geschichte steht und zugleich die Fortführung der Beziehung zu Clarice recht leblos erscheint. Während Anthony Hopkins diese Rolle wahrscheinlich selbst im Schlaf spielen kann, wirkt Julianne Moore als Ersatz für Jodie Foster nicht überzeugend, da Sie mit ihrer Distanziertheit nur wenig Sympathie erzeugt. Man erkennt die Julianne Moore aus "Magnolia" kaum wieder, die in "Hannibal" sehr kühl und berechnend wirkt, während Jodie Foster in ihrer Rolle Emotionalität und Intelligenz ausstrahlte. Gary Oldman, der sich immer wie ein Chamäleon in seine Rollen verwandeln kann, gelingt dies auch in Hannibal wieder hervorragend, dank Maskenbildner sogar so perfekt, dass man ihn gar nicht erkennt. Die Bildersprache von Ridley Scott, die meist durch ein besonders trickreiches Zusammenspiel von Licht und Schatten auszeichnet, fällt in Hannibal nicht ganz so deutlich auf und ist einer leichten Eleganz in dunklen Bildern und Kühle in der Farbgebung gewichen. Wie es sich so richtig gehört, bietet der Film natürlich wieder ein offenes Ende, so dass es nur eine Frage der Zeit und eines weiteren Romans von Thomas Harris ist, bis die Fortsetzung von "Hannibal" das Licht der Welt erblickt.

 

Bild  

Der Transfer ist bis auf kleinere Dropouts sehr sauber und bietet eine gute Kantenschärfe. Die Detailschärfe ist ebenfalls gut, aber noch einen Tick vom Optimum entfernt. Trotz der überwiegend düsteren Bilder ist der Kontrast so optimiert, dass die wichtigen Details immer zu sehen sind. Aufgrund des richtigen Schwarzwerts ist das Schwarz auch immer im richtigen Ton und nicht zu hell. Die Farbgebung besitzt wieder einmal eine leichte Hervorhebung von Blautönen, die bei Ridley Scott nicht ungewöhnlich ist. Trotz der insgesamt fünf Audio-Tracks leistet sich die Kompression keinen Tadel. Zwar ruckelt das Bild ab und zu minimal, doch Artfakte und sonstige Störungen fallen nicht auf.

 

 Ton  

"Hannibal" bietet einen sehr räumlichen Mix, der bereits im Vorspann mit viel Wucht für Aufmerksamkeit sorgt. Der Film wird weniger durch große Effekte bestimmt, obwohl diese auch recht überzeugend in der Schiesserei zu Beginn des Films oder gegen Ende zu hören sind. "Hannibal" ist vielmehr ein Film mit viel Atmosphäre, die durch Geräusche und Musik erzeugt wird und auf dieser DVD mit viel Weite erklingt, was besonders darauf zurückzuführen ist, dass die Lautstärkeverteilung zwischen Front und hinteren Kanälen sehr gleichmäßig ist. Hans Zimmer, dessen Music Scores sich in den letzten Jahren meist sehr ähnelten, hat für Hannibal einen wechselhaften Mix angefertigt, der unter anderem auch viel mit Elementen klassischer Musik herumexperimentiert. Neben einem guten Raumklang tritt auch der Subwoofer häufig als Begleitung der Musik lautstark in Aktion.

Der zusätzliche hintere Center-Kanal ist sowohl bei DTS als auch dem Dolby-Ton deutlich zu hören, ohne sich in den Vordergrund zu drängen und unterstützt die Atmosphäre des Films in feinen Nuancen. Dummerweise setzt der DTS-Ton aber kein "Discrete"-Flag, so dass der DTS-Track ebenso wie der Dolby Digital EX-Mix nur matrixcodiert wiedergegeben werden kann. Dies liegt an einem Fehler in der Produktion, wo es nicht auffiel, dass der Ton nur in ES Matrix und nicht Discrete encoded wurde. Die Unterschiede zwischen DTS und Dolby Digital bewegen sich hier allerdings in Nuancen, bereits der Dolby Track klingt ausgezeichnet.

Aus lizenzrechtlichen Gründen drängen sich bei der englischen Fassung immer die deutschen Untertitel in den Vordergrund. Merkwürdigerweise fehlen diese allerdings beim Bonus-Material komplett. Wer etwas herumtrickst, wird die Untertitel im Film mit ein wenig Glück aber dennoch wegbekommen, indem er ein wenig in den Setup-Einstellungen des DVD-Players herumspielt.

 

Special Features  

Die limitierte Erstauflage erscheint in einem Digipak im Tagebuch-Artwork, das vom Stil her ein wenig an die "Sieben"-Platinum Edition erinnert. Kleiner Gag am Rande: Die beiden DVDs sind aus rotem Plastik, was die Abspielbarkeit allerdings nicht beeinflusst. Die Ausstattung orientiert sich an der US-DVD, BMG hatte hier auch gar keine Möglichkeit, noch etwas selbst zu verändern oder zu ergänzen, da Universal hier ein scharfes Auge drauf geworfen hat, dass sich die verschiedensten weltweiten Hannibal-Versionen möglichst weitgehend ähneln. Eine Untertitelung der Extras gibt es nicht, weder in Deutsch noch in Englisch. Alternativ zu der umfangreichen Special Edition gibt es auch noch eine geschnittene 16er-Fassung von BMG auf DVD, die zwar keinerlei Extras enthält, dafür aber auch wesentlich günstiger ist.

  • Audio-Kommentar mit Ridley Scott: Während andere Regisseure es richtig drauf haben, wirken die Kommentierungen von Ridley Scott immer etwas hölzern. Der Audio-Kommentar bietet zwar viele Infos, bleibt allerdings immer etwas zu stark am Bildgeschehen hängen, das ist allerdings auch Geschmackssache.

  • Das Schweigen wird gebrochen: Dies ist ein Making of, welches selbst für sich betrachtet bereits die Länge eines kurzen Spielfilms erreicht. In insgesamt 75 Minuten werden viele kleine Details aus der Produktionsphase gezeigt - in verschiedene Kapitel unterteilt, die man auch einzeln abrufen kann. Meistens kommen hier Regisseur Ridley Scott, Produzent Dino DeLaurentis sowie die Hauptdarsteller Anthony Hopkins und Juliane Moore zu Wort. Die Dokumentation ist ganz gut gemacht und auch die üblichen Lobeshymnen bleiben hier zum Glück noch relativ leise - bis auf das letzte Kapitel, welches leider nur noch wie eine PR-Show erscheint. Schade ist allerdings, dass sich das Making of nur wenig mit der Story an sich auseinandersetzt und Romanautor Thomas Harris, ohne den es weder "Das Schweigen der Lämmer" noch "Hannibal" geben würde, selbst nicht zu Wort kommt.

  • 3 Multi Angle-Specials: Dies sind drei Features, wo man mittels Druck auf die Fernbedienung zwischen verschiedenen Aufnahmen wechseln kann.

    Während diese Technik meistens dazu genutzt wurde, um die Entstehung von Special Effects in mehreren Phasen zu zeigen (was auf Dauer ziemlich eintönig wird), hat man hier bei der Analyse der Fischmarkt-Schießerei die Möglichkeit, diese komplette Szene über eine Länge von fast zehn Minuten aus verschiedenen Kameraperspektiven zu betrachten. Das ist ganz interessant, weil dies einmal die Möglichkeit gibt, einen Einblick in die Anforderungen der Schnitttechnik zu bekommen. Alternativ steht neben den vier verschiedenen Kameraperspektiven noch eine fünfte Einstellung zur Verfügung, wo man auf einem Bildschirm alle vier Kameras parallel sieht.

    Nicht jedermanns Geschmack dürfte die kurze Storyboard-Sequenz sein, die auch als Multiple Angle einen Vergleich mit der fertigen Filmszene erlaubt. Storyboards sind zwar für den Regisseur sehr wichtig, doch auf den Zuschauer wirken diese häufig einfach nur wie dröge Zeichnungen. Zumindest muss man Ridley Scott das Talent attestieren, dass sich seine Storyboards nicht auf reine Strichmuster beschränken, sondern wie richtige Illustrationen aussehen.

    Das dritte Feature mit Multi Angle ist die Eröffnungssequenz. Hier hat man nicht nur die Auswahl zwischen mehreren Bildelementen, sondern kann auch zwei verschiedene Abmischungen der Musik und zwei Audio-Kommentierungen hören.

  • Geschnittene und alternative Szenen: Dies sind gleich 14 Deleted Scenes, die sich alle auch optional mit Audio-Kommentar abspielen lassen. Unter anderem ist auch ein alternatives Ende dabei.

  • Produktionsnotizen und Cast & Crew-Infos

  • Marketing-Galerie: Hier findet man Trailer, TV-Spots, eine Photo-Galerie sowie Poster-Konzepte. Außerdem ist auch noch ein Promo-Trailer für die Fox/MGM-DVD "Das Schweigen der Lämmer" dabei.

Review von Karsten Serck

Test - Equipment:
TV Panasonic TX - W32D3F
DVD - Player Pioneer DV-737
Dolby Digital / DTS - Receiver Yamaha RX-V3000RDS

05.09.2001