Es gibt nur einen Jimmy Grimble

Studio

Pathé Pictures (2000)

Verleih

mediacs (2002)

Laufzeit

101:27 min. (FSK 6)

Regie

John Hay

Darsteller

Robert Carlyle, Lewis McKenzie

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Deutsch, DTS 5.1
3. Englisch, Dolby Digital 5.1

Untertitel

deutsch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 25-30 EURO
Film 

Momentan erlebt Jimmy Grimble (Leweis McKenzie) überwiegend die Schattenseiten eines Teenagerdaseins. In der Schule wird er von dem arroganten Schönling Gordon und dessen Kumpanen wie dem nicht ohne Grund so gerufenen "Psycho" terrorisiert. Seine Mutter (Gina McKee) hat gerade einen neuen Freund angeschleppt, der zahlreiche Qualitäten hat, leider überwiegend negative, ganz im Gegensatz zu Harry (Ray Winstone), einem früheren potentiellen Lebensgefährten, der sowohl bei Mutter als auch Kind den größten Anklang gefunden hatte, bei letzterem nicht zuletzt darin begründet, dass beide eine gemeinsame Leidenschaft für Manchester City einte, der nur einen winzigkleinen, aber entscheidenden Nachteil aufwies, er war bereits verheiratet und hatte dummerweise "vergessen" diesen Umstand auch seiner neuen Liebe zu Gehör zu bringen.
Fußball ist für Jimmy jedoch nicht nur eine passive Passion, sondern auch ein aktiver Lebensinhalt, wobei er es sogar zu einer gewissen Perfektion gebracht hat. Theoretisch zumindest, denn was beim einsamen Üben auf den heimischen Hinterhöfen mustergültig funktioniert wandelt sich unter den gestrengen Augen von Mitspielern und Zuschauern schnell in allzu stümperhaftes Gekicke um, weshalb er in seiner Schulmannschaft auch stets nur als Reservespieler eingeplant wird. Dass Jimmy in einem schlauen Buch gelesen hat, dass sein Fall medizinisch als psychologisch bedingte Abart des gemeinen Lampenfiebers abgehandelt wird, hilft ihm letztlich wenig, ein Rezept zur Abwendung hat er bislang jedenfalls noch nicht entdeckt. Eines Tages übergibt ihm jedoch eine alte Frau, die in dem Keller eines zum Abbruch vorgesehenen Gebäudes haust, ein Paar alter Fußballstiefel und scheint gewisse magische Fähigkeiten des äußerlich eher schäbigen Schuhwerks anzudeuten. Verständlicherweise steht Jimmy dem Ganzen zunächst mit der gesunden Skepsis eines von der rationalen Aufklärung durchdrungenen Teenagers gegenüber. Als mysteriös auslegbare Umstände und die pure Not (der fiese Gordon entsorgt seine bisherigen Fußballschuhe in den Tiefen eines Mülllasters) zwingen ihn schließlich zum Praxistest, der mit einem gloriosen Triumph auf dem Spielfeld endet. In der Folge stürmt Jimmy mit seinen Kollegen von Sieg zu Sieg, das Finale in der Bezirksschulmeisterschaft im Stadion der Idole von Manchester City stets fest im Blick, so dass selbst ihr Trainer, der Sportlehrer Eric Wirral (Robert Carlyle), der eigentlich schon jede Motivation für seine Aufgabe verloren hatte, zu neuem Enthusiasmus kommt.
Holprig entwickelt sich dagegen Jimmys Verhältnis zu Sara (Samia Ghadie), einer neuen Mitschülerin und das liegt nicht nur daran, das deren Interesse auf sportlichem Gebiet nicht beim Ballsport, sondern ausschließlich bei der Kunst des Faustkampfes liegt, sondern auch daran, dass Jimmy noch immer Probleme hat, sich gegenüber Gordon und seiner Gang durchzusetzen und sich in entscheidenden Momenten zu seinen Gefühlen zu bekennen.

Was unterscheidet die Grundidee von "Jimmy Grimble" eigentlich von den zahllosen Leinwandwerken, in denen ein jugendlicher Außenseiter plötzlich zum Star der von ihm ausgeübten Sportart mutiert und demgemäß ein vorher hoffnungslos unterlegenes Looser-Team zum Happy End des Films zum großen Triumph führt und deren anhaltende Erfolge an den Kinokassen (neben überdimensionierten Werbebudgets der produzierenden Studios) eigentlich nur damit erklärbar sind, dass ihre Hauptzielgruppe der Gnade der späten Geburt teilhaftig wurde und demgemäß die praktisch identischen Vorgängerwerke noch nicht zu Gesicht bekommen haben ?
Die Antwort: Im Prinzip erst einmal gar nichts. "Jimmy Grimble" folgt ziemlich zielstrebig dem bekannten "Schema F" und lässt kaum eine der üblichen Plotwendungen aus.
Damit stellt sich die Frage, weshalb es trotzdem so viel Spaß macht, dem munteren zwischen Schicksalsschlägen und Traumtoren pendelnden Treiben zuzusehen und zwar selbst dann, wenn man mit Sport im allgemeinen und der wichtigsten Nebensache der Welt im besonderen eigentlich nicht viel am Hut hat.
Die Auflösung findet sich in geringfügigen Abweichungen von den üblichen Methoden. Die Handlung ist in einer sozialen Wirklichkeit verankert, die ihre Licht- und Schattenseiten in realistischer Mischung aufweist, statt nach dem Disney-Prinzip erst einmal plakative Schreckensbilder aufzubauen, die sich gegen Ende auf wundersame Weise in zuckerwattegepolstertes Wohlgefallen aufgelöst haben. Die Schauspieler, insbesondere die minderjährigen Darsteller sind nicht danach ausgewählt, dass sie möglichst genau ermüdend voraussehbare Typ-Schablonen ausfüllen, was sie durchweg mit sympathischen und ungemein lebendigen Vorstellungen danken. Der Film besinnt sich auch stets auf die Verpflichtungen, die seine britische Herkunft mit sich bringt und fährt eine gehörige Prise des entsprechenden Humors auf, der teilweise sogar gezielt die Konventionen des Genres ironisiert.
"Jimmy Grimble" gehört zu den Filmen, denen trotz ihrer Qualitäten ein größerer Erfolg an der Kinokasse versagt blieb und denen deshalb zu wünschen ist, dass zumindest bei der Zweitverwertung mehr Empfänger in den Genuss seiner positiven Ausstrahlung kommen. Er hätte es mehr als verdient, ungeachtet der Tatsache, dass auch er keineswegs perfekt ist; so geht das Drehbuch über den Tod von Jimmys Gönnerin ein bisschen zu anstandslos hinweg und auch die Figur der Sara, sowie ihre Liebesgeschichte mit Jimmy hätte nicht zuletzt wegen der bemerkenswerten darstellerischen Leistung von Samia Ghadie durchaus einen erheblich breiteren Raum einnehmen können.

 

Bild 

Im Großen und Ganzen macht das Bild einen deutlich erfreulichen Eindruck. Bei den Schwachpunkten handelt es sich durchgehend lediglich um Kleinigkeiten, die zwar nicht ganz zu ignorieren sind, die aber auch keine dramatischen Wirkungen zeigen. So wirkt das Bild gelegentlich etwas zu dunkel, was sich vor allem durch eine belegte Darstellung der Farben wiederspiegelt. Auch ist die DVD nicht ganz frei von Nachzieheffekten. Außerdem ist nicht zu übersehen, dass das Bild nicht zu den ruhigsten gehört, so ist ein Rauschen hier und ein Kantenflimmern da immer mal wieder zu beobachten. Im übrigen darf man sich jedoch an einer überzeugenden Schärfe und einem gelungenen Kontrastumfang erfreuen.

 

Ton 

Echte Schwachpunkte sucht man in akustischer Hinsicht bei dieser DVD vergeblich. Alle klingt genauso natürlich, druckvoll und mit ansprechender Dynamik, wie es sein soll. Allerdings beschränkt sich das Geschehen auch praktisch durchgängig auf die Dialoge, sowie die Begleitmusik (Anmerkung am Rande: Feinde der aktuelleren britischen Popmusik sollten sich entweder die Ohren zuhalten oder eine andere DVD erwerben).

 

Special Features 

Die Zugaben sind nicht spektakulär, aber ganz in Ordnung. Empfehlenswert ist der engagierte Audio-Kommentar des Regisseurs John Hay. Als "Making Of" dienen zwei kurze Featurettes, ein allgemeines sowie eines mit dem Schwerpunkt des Fußballtrainings der Schauspieler für ihre Rollen. Der Informationsgehalt ist gering. Zu einer Szene ist das Storyboard zu besichtigen, mit der Möglichkeit, sodann direkt in die entsprechende Szene im Film zu schalten. Ganz nett sind einige Aufnahmen von den Sprech- und Spielproben beim Casting. Außerdem hat diese mediacs-DVD mal wieder die Soundventure genannte Beigabe im Programm, bei deren Aktivierung man während des Filmes Infos zu den (hier zahlreich) eingespielten Begleitliedern erhalten kann. Schließlich gibt es auch noch den deutschen und den englischen Trailer.

10.06.2002

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES