Piraten (Pirates)

Studio

Kinnevik (1986)

Verleih

Concorde Home Entertainment (2002)

Laufzeit

95:03 min. (FSK 12)

Regie

Roman Polanski

Darsteller

Walter Matthau, Charlotte Lewis, Chris Campion

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

2,35:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Deutsch, Dolby Digital 2.0
3. Englisch, Stereo

Untertitel

deutsch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 20 EURO
Film 

Käpt'n Red (Walter Matthau) ist der Schrecken aller friedlichen Ozeanreisenden. Derzeit ist es allerdings um Glanz und Gloria schlecht bestellt, beschränkt sich seine gegenwärtiges Herrschaftsgebiet doch auf ein gerade eben noch seetüchtiges Rettungsfloß und seine Mannschaft zählt gerade einen mageren Kopf, nämlich den seines ebenso treuen, wie idealistischen Mitkämpfers "Frosch" (Chris Campion). Und gerade als der alte Haudegen zu dem Schluss gekommen ist, dass allein der Verzehr seines verbliebenen Untergebenen die aktuelle Proviantknappheit beheben kann, tauchen am Horizont die Masten eines stolzen spanischen Segelschiffes auf. Dessen Kommandant Don Alfonso ist den Schiffbrüchigen gegenüber zwar wenig entgegenkommend eingestellt und zeigt sich auch sonst als arger Tyrann, was aber den Plänen der beiden Freibeuter durchaus entgegenkommt, vereinfacht dieser Umstand doch das Anzetteln einer ausgewachsenen Meuterei, um die Kontrolle über das Schiff zu erhalten, mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass dabei auch werthaltige Frachtstücke, wie ein geheimnisvoller Inka-Thron in ihren Besitz übergehen.
Fortuna jedoch erweist sich wieder einmal als über alle Maßen wankelmütig und so haben die beiden in der Folgezeit wiederholt damit zu kämpfen, ihre Beute, ebenso wie ihr Leben gegen Don Alfonso und seine Mannen zu verteidigen, wobei erschwerend hinzukommt, dass sich Frosch Hals über Kopf in die hübsche spanische Adlige Dolores (Charlotte Lewis) verliebt hat und somit sein Sinn für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens (sprich Gold und äquivalente Kostbarkeiten) noch weiter abgeschwächt wird, als sonst.

Wer einen Film über die Freibeuter der sieben Weltmeere dreht, diesen schlicht und einfach "Piraten" nennt und damit in gewisser Weise suggeriert, das essentielle Werk des Genres geschaffen zu haben, darf sich zumindest nicht wundern, erhöhten Erwartungen ausgesetzt zu sein, mal abgesehen davon, dass der Name Roman Polanski einen gewissen cineastischen Klang hat und nicht für irgendeinen dahergelaufenen Regieneuling steht.
So gesehen jedenfalls ist das Ergebnis dann schon eine leichte Enttäuschung, denn weder sprudelt der Film über von frischen Innovationen, noch wird dem tiefen Fundus der Versatzstücke, die sich seit Anfang der Filmhistorie zu diesem Thema angesammelt haben, wirklich neuer Glanz verliehen. Als Meisterwerk, in welcher Hinsicht auch immer, kann man "Pirates" (Piraten) daher wahrlich nicht bezeichnen.
Wirklich leckgeschlagen ist der Film aber trotzdem nicht; als Routinearbeit mit einigen Stärken, zu denen in herausragender Weise die von Witz und der ganz speziellen Ausstrahlung des Darstellers fömlich sprühenden Auftritte Walter Matthaus gezählt werden müssen. Dazwischen kommt die Geschichte mehr oder weniger gut voran, mit einigen zünftigen Seegefechten und abenteuerlichen Fluchten aus ausweglosen Situationen auf der Plusseite. Aber auch die Schwächen lassen sich kaum gnädig übersehen, insbesondere eine gewisse Holprigkeit, die sich in synchroner Weise in der mühsam zusammengestoppelten Story (inklusive zahlreicher zur Witzlosigkeit zerdehnter Gags) ebenso wiederfindet, wie in den uneleganten Degenduellen, ganz zu schweigen von einer ziemlich unmotiviert vorgetragenen Liebesgeschichte.
Aber im Ergebnis lässt sich das Ganze für Freunde des Genres durchaus nett ansehen und hatte auf keinen Fall die Missachtung verdient, die dem Film bei seiner Kinoauswertung zuteil wurde. Aber da teilt er das Schicksal ja mit einem Megaflop, wie "Cutthroat Island" (Die Piratenbraut), bestimmt auch kein Meilenstein der Piratenfilmhistorie, aber dennoch weit besser als sein schlechter Ruf. Insofern ist es zumindest spannend, ob es demnächst dem Magier der Blockbuster, Jerry Bruckheimer, mit seinem Versuch der Wiederbelebung der Gattung "Seeräuberfilm" gelingen wird, den Fluch des vorzeitigen Untergangs an der Kasse zu brechen.
Eine nicht nur filmtechnische Anmerkung am Schluss: Die DVD von "Pirates" (Piraten) weist mehr als einen geradezu dilettantischen Schnitt und eine im Vergleich zu ausländischen Kinofassungen signifikant verkürzte Laufzeit auf (auch auf dem Cover sind gut zwanzig Minuten mehr angegeben). Wer hier an welcher Stelle des Entstehungsprozesses die Schere angesetzt hat, war allerdings mangels unmittelbaren Vergleichmaterials nicht zu ermitteln.

 

Bild 

Sieht man nicht so genau hin, kann man den Anblick des Bildes sogar genießen, immerhin weist die DVD satte, frische Farben, ordentliche Kontraste und keinerlei verschmutzende Alterserscheinungen auf. Auch stärkeres Rauschen oder gar Grobkörnigkeit sucht man vergeblich. Bei einer schärferen Inspektion fallen dann allerdings doch mehr Schwächen als notwendig in Sachen Schärfe auf, was sich nicht nur auf verschwimmende Hintergünde beschränkt. Auch zeigt der Einsatz der technischen Mittel zur Rauschunterdrückung insofern seine negative Wirkung, als Nachzieheffekte und das Auftauchen von Artefakten nicht ausbleiben.

 

Ton 

Der synchronisierte Ton ist mehr als ordentlich, gerade in Hinblick auf die präzise Weidergabe auch leiserer Geräusche. Auch kann sich die für die Wirkung des Films nicht ganz unbedeutende Orchesterbegleitung wirkungsvoll entfalten. Diese positiven Aspekte unterliegen jedoch einer strengen Einschränkung: Alles spielt sich trotz 5.1-Abmischung ausschließlich auf Dolby Surround Niveau ab (angesichts der älteren Vorlage auch keine große Überraschung). Die Originalfassung (alleine wegen der nur dort wirklich zur Geltung kommenden Sprachkunst von Hauptdarsteller Walter Matthau absolut vorzugswürdig) kommt dagegen eine ganze Ecke dumpfer und undynamischer daher, was Concorde Home Entertainment als dickes Minus anzukreiden ist.

 

Special Features 

Die Zugaben sind mau: Der Trailer, sowie Infos zu den Mitwirkenden, sowie zum Dreh in Textform, plus eine Fotogalerie.

27.02.2003

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES