FarCry Instincts

Genre

First-Person-Egoshooter / Action

Vertrieb

Ubisoft

Preis

69.99 EUR

VÖ-Termin

bereits im Handel

USK-Freigabe

nicht freigegeben unter 18 Jahren

Multiplayer


Auflösungen  

480p, 720p, 1080i
Sprachen komplett deutsch
 

Hin und wieder gibt es Spiele auf die man sich besonders freut. Diese haben natürlich einen Grund! Sie sind wie ein kleiner Urlaub. Genau so eines ist Far Cry. Dies macht nicht mal die Grafik oder der Sound aus, nein es ist einfach die Location. Sind wir doch mal ehrlich: es macht doch wesentlich mehr Spaß die bösen Jungs in der Südsee zu jagen, als in irgendwelchen versmogten Großstädten. Der Vorgänger auf der XBox1 zählte zu den absoluten Highlights und hat somit sehr große Fußstapfen zurückgelassen, die der Nachfolger auffüllen muss. Es wird sich zeigen ob er das Potenzial dazu hat. Zumindest wird die Story nun etwas ausführlicher und interessanter dargestellt. Die Nebenfigur, Kate, wird stärker in das Geschehen eingebunden und kann ihre Reize besser einbringen. Apropos Reize, in einer Introsequenz sind Szenen enthalten, bei der sich die Redaktion wunderte das es kein erneutes „Nippelgate“ gab. Wenden wir uns jedoch lieber dem Spiel zu. 

Gameplay

Wer an die hervorragende Steuerung von FC Instinct gewohnt war, und diese liebgewonnen hatte, sollte sich hier auf eine negative Erfahrung gefasst machen. Offensichtlich hatten die Programmierer Schwierigkeiten Diese einfach auf die XBOX360 zu übernehmen. Ein elegantes Umherschwenken in der Map stellt die motorischen Fähigkeiten vor eine extreme Aufgabe. Die Steuerung reagiert eher ruckartig und erschwert den Zielvorgang doch erheblich. Trotz der Feineinstellungsmöglichkeit für die Bewegung, bleibt für den User ein erhöhtes Restrisiko für bleibende Schäden. Vor Gebrauch bitte den Arzt oder Apotheker befragen. Dass gleiche Spiel bei den Fahrzeugen: konnte man vorher die Gegner gezielt überfahren, braucht man nunmehr für den gleichen Erfolg gute 1,5 Promille Vorlauf um die Steuerung auszugleichen. Das ist kein Rückschritt mehr wohl eher ein "Bob Beaman" Sprung in die prähistorische Steuerungsgeschichte. Die felltragenden Höhlenmenschen hätten ihre helle Freude daran.

Singeplayermodus: 

Es gehört schon sehr viel Überwindung dazu sich das Ganze erneut anzutun, um an das angehängte Stückwerk zu kommen. Und was einem da zugemutet wird, ist die Mühe nicht Wert. Erneut 11 Instinkt Maps überstehen, um dann endlich an 6 Predator Maps zu gelangen (die endlose Piraten Geschichte besteht aus drei Teilen) ist deutlich zu viel Unmenschlichkeit. Die folgende infantile Anhäufung von Freeclimbing, Jump'N Run sowie dezente Shootereinlagen mit Endlosgegner-Generierung degradiert das Spiel auf Mittelmaß. Beispiel gefällig ? In einer Map muss man in einer Art Bunker einen Schalter betätigen um dann im gestreckten Galopp über eine Zugbrücke zu springen. Diese ist am Anfang noch mit zusätzlichen Hindernissen belegt... - wie aufregend! Erschwerend kommt dazu, dass das Ganze natürlich unter Zeitdruck geschieht. Immer wenn man besagten Schalter betätigt hat und aus dem Bunker rennt warten vier dunkle Gesellen und wollen einen daran hindern. Selbst beim einfachen Hinein- und Herausrennen erscheinen Diese wieder und immer wieder aufs Neue. Einfallsreichtum sieht anders aus. Mag sein, dass einige schamhaarlose Pubertierende sowas „Geil“ finden. Ein gestandener Spieler der nur einen Hauch Wert auf Qualität legt, muss hier schon kräftig Schlucken um sein Mittagessen nicht wieder zu sehen. Leider ist dieses Szenario keine Seltenheit sondern Standart.

Die versprochene Bewegungsfreiheit hält sich ebenso in Grenzen wie der Langzeitspaß. Die Missionen sind nach wie vor sehr geradlinig angelegt. Man hat zwar ab und zu die Wahl zwischen Fahren, Schwimmen oder Laufen doch hält dies keinem Vergleich mit der PC Version Stand. Die erzwungenen synthetischen Kletterpartien entsorgen die restliche Bewegungsfreiheit.

Wir mussten lange mit uns kämpfen ob wir überhaupt die minderwertige Gegner KI erwähnen sollen. Hier gibt es erneut eine unfassbare Steigerung ins Negative. Nicht genug, dass die Herrschaften wie Pappkameraden herumstehen, nein es kommt noch schlimmer (echt das geht): nachdem man Einen erledigt hat, bleibt der nur wenige Meter entfernte Kollege entweder unbekümmert stehen (frei nach dem Motto „war sowieso ein Depp, ich lebe ja noch“) oder macht sich Ersthelfer-technisch zum Opfer auf den Weg. Gleich nachdem er sich von dessen Ableben überzeugt hat reagiert er vollkommen natürlich und verständlich: er bleibt einfach stehen. Dass er nicht die Zunge herausstreckt und ruft „das schaffst du nicht noch mal“,  wundert uns schon sehr. Die Gegner KI von Pacman war fordernder. Aber die spielerisches Fast-Food gewöhnte Gamer Gemeinde, nimmt bestimmt auch sowas Murren hin. Zudem handelt es sich auch bei Far Cry um  einen erneuten Kontrollpunkt-Marathon ohne beliebige Speichermöglichkeit.

Einige der wenigen Lichtblicke sollen nicht ohne Erwähnung bleiben. Nach wie vor ist es absolut toll dass man so viele Fahrzeuge auswählen und in das Spiel einbinden kann. Vom Jet-Ski, über Boote, Quarts bis zu den Jeeps, immer hin etwas Positives. Den Segelflugdrachen wollen wir auch nicht vergessen. Dies ermöglicht immerhin etwas taktische Variationen und steigert geringfügig den Spielspaß. Auch das Abmontieren der Geschütze erleichtert das Überleben doch ungemein und schont den eigenen Munitionsvorrat. Leider ist hier ein erneut ein Kritikpunkt fällig. Die extreme Munitionsarmut zu Beginn des Spiel trübt den Spaßfaktor ungemein.

Ein absolutes Highlight ist natürlich der Map-Editor. Durch seine einfache Bedienung  und Vielfalt, ermöglicht er wirklich jedem der sich damit etwas beschäftigt eigene Maps zu Erstellen. Ob man sie dann ins Netz stellt oder nur privat nutzt, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

Multiplayermodus: 

Also ruht die große Hoffnung des Spieles im Multiplayer-Modus. Bei angebotenen 23 Maps (wovon man 5 als Favoriten ablegen kann), 5 verschiedenen Spieltypen und Sprachauswahl müsste das doch zu schaffen sein. Aber man soll den Arzt nie vor der Spritze loben. Offline gibt es soweit nichts besonderes oder außergewöhnlich nennenswertes. Die Auswahl stimmt, die Einstellungsmöglichkeiten sind vielfältig und daher passt das Ganze. Kommen wir zum Onlinegeschehen: die Auswahl von 5 verschiedenen Spieltypen (eigentlich das Altbewährte nur unter anderem Namen) und die Sprachauswahl zur Bestimmung der Gegner ist schon mal positiv. Wenn man sprachlich unter seinesgleichen bleiben will, hat man hiermit die Möglichkeit dazu. Trotz zahlreicher Versuche waren wir leider nicht erfolgreich deutschsprechende Mitspieler zu Lokalisieren. Generell waren wenige Server zum kollektiven Ballern zu finden. Durch gezielte Voreinstellung ist auch der gewünschte Spieltyp einfach zu erlangen. Ebenso einfach ist es selbst einen Host zu stellen mit zahlreichen Variationen. Das Spielgeschehen war nahezu ruckelfrei (natürlich auch vom Host abhängig). Soweit hier also keine Beschwerden. Nun auch hier keine spielerische Offenbarung, aber immerhin solide Hausmannskost.

Grafik: 

Zugegeben: die getunte alte Grafik ist deutlich besser geworden. Die Flora und Fauna wirkt überaus lebensecht. Manchmal möchte man nach der Fliegenklatsche greifen um die erwarteten, aber nicht erscheinenden Moskitos zu bearbeiten. Die Licht- und Schatteneffekte sind ebenfalls sehr gelungen und verbessern die Atmosphäre. Die Felsenformationen könnten dennoch einiges plastischer Wirken. Das Wasser ist Far-Cry-typisch phänomenal, egal ob Wellengang oder Spiegelungen absolut ohne Makel. Sogar das Tauchen macht da Spaß. Beim Schwimmen spürt man fast eine erfrischende Wirkung. Das anschließende Umherheizen mit einem Jet Ski macht da natürlich doppelt soviel Spaß. Leider kann man den Strand wegen der vielen bösen Gegner zum Relaxen kaum nutzen. Als Belohnung könnte man(n) schon mal eine Pause an einer Strand Bar a la „Cocktail“ einlegen und sich ein oder zwei „Caiphi“ gönnen. Die Weitsicht ist recht gut gelungen und erfreut das Urlauberherz ungemein. Die Darstellung der Fahrzeuge und Bauten ist mit einigen Ausnahmen akzeptabel. Etwas ausgefeilter könnten die Texturen dennoch sein, mehr Sorgfalt hätte dem ganzen hier sicherlich genützt. Aliasingbildungen wurden hin und wieder zwar entdeckt, es hielt sich jedoch in erträglichen Grenzen. Lediglich bei Extremsituationen mit vielen Gegnern und Explosionen kam etwas Ruckeln auf. Wollen wir hier mal Gnade vor Recht ergehen lassen. Die Sumpflandschaften sind ebenso detailliert und atmosphärisch wie der Dschungel. In einigen Maps fühlten wir uns an die Ewoks erinnert. Die an hohen Bäumen angehängten Häuser und Plattformen wirken grafisch zwar ansprechend, spielerisch jedoch deplaziert. Diese hastig umher springenden „Wilden“ in ihrem Lendenschurz waren nicht wirklich eine Bereicherung. Man kann sich also getrost einen Drachen schnappen (nein, nicht die Schwiegermutter!), und mit einer dementsprechenden Thermik einige Runden drehen um die Grafik aus der Vogelperspektive zu genießen. In grafischer Hinsicht gibt es soweit nichts grob fahrlässiges zu berichten. Eine Besserung gegenüber der XBOX1-Version ist zwar erkenntlich aber sollte selbst in Hinsicht auf den fantastischen HDTV-Modus nicht der alleinige Grund zum Kaufen darstellen.

Sound:

Die Sprachausgabe ist trotz gelegentlicher Synchronisationsfehler durchaus gut gelungen. Die Gegner schreien schließlich untereinander auch dementsprechend herum dass man ja nun wirklich jedes Wort versteht. Klingt komisch…. ist aber so. Ein Anführer ist sogar so sehr um seinen Ruf besorgt, dass er nach erfolgtem Tötungsauftrag gleich zum Aufräumen ermahnt. Tja nicht nur die Zeiten ändern sich, sondern auch die Ganoven. Die Hintergrundakustik trägt zur Atmosphäre untermalend deutlich bei. Ob die Dschungelgeräusche oder der Wind beim Drachenflug kurz bevor man abstürzt, es wirkt soweit recht ansprechend. Selbst die Fahrzeuge kann man anhand des Sounds sehr genau voneinander unterscheiden. Das komplette Surroundset wird ständig mit Arbeit versorgt. Der Sub darf bei einigen abgeschossenen Hubschraubern und explodierenden Fässern zwar seine Anwesenheit bekunden, jedoch könnte das Ergebnis ruhig etwas heftiger ausfallen. Das ganze wirkt zuweilen etwas gedrosselt und künstlich. Die Ansteuerung der Effektboxen ist präzise und sehr räumlich. Dies merkt man speziell wenn Jack Carver rennt, selbst die unterschiedlichen Untergründe wurden klangtechnisch berücksichtigt. Hierbei wurde zwar dermaßen darauf geachtet das man hört mit welchem  Fuß er gerade aufsetzt, jedoch erscheint der Sound aus den hinteren Boxen. Auch der unterschiedliche Waffenklang ist gut umgesetzt. Klanglich am interessantesten sind die Stationärwaffen, besonders wenn man sich diese unter den Arm klemmt und einen auf Aushilfs- „Arnie“ macht. Jedes Mal wenn Carver mit Wasser in Berührung kommt, (völlig egal, ob er durch seichtes Gewässer schleicht, oder aus großer Höhe hineinspringt) es hört sich alles gleich an. Vermutlich wurde nur ein einiger Soundfile für alle Wasserkontakte verwendet. Auch dieses permanente, Extrem-Gekeuche beim Rennen kann bei Dauerbeschallung zur Atemnot und Schwindelanfälle beim Spieler führen. Weniger wäre hier mehr.

Fazit

Nun liebe Leute von Ubisoft und Crytek, drei halbe Spiele ergeben noch lange kein ganzes. Dieses Spiel ist der beste Beweis dafür. Das Retten von einer endlos Gegnergenerierung in die nächste, sowie diese unsinnigen Jump'N Run Einlagen, laden eher zum Abschalten als zum Spielen ein. Die Grafik ist zwar verbessert, kann den Gesamteindruck jedoch nicht wirklich ändern. Dieses abgelieferte Stückwerk wird dem Vorgänger keinesfalls gerecht. Wer das Spiel auf der alten Box schon hat, kann sich den Erwerb sparen oder warten bis man ein günstiges Angebot findet. Der positivste Teil ist der Map Editor, da konnte man ja auch nicht viel falsch machen. Er wurde einfach vom Vorgänger übernommen. Ein netter Shooter, der hauptsächlich durch den gelungenen Map-Editor besticht.


XBOX360 Games
Test: 23.November 2006
Preis-/Leistung:

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Text und Test: lui

23.11.2006