Test: Playseat Base
An einem Mittwoch morgen, kurz nach 10 Uhr: die A81 zwischen Heilbronn und Würzburg ist wie leergefegt. Einsam pflügen sich knapp 300 Diesel-PS durch die schwülwarme Morgensonne und treiben die Tachonadel weit über die 250 Schwelle, während der Fahrer bei angenehmen Innentemperaturen zu den heißen Rythmen seiner Lieblingsmusik trällert und nebenher ein leckeres Erfrischungsgetränk zu sich nimmt.
Ein Wunschtraum ? Fast, denn nur selten lassen Staus, Schleicher, Baustellen oder Radarfallen solch schönen Momente zu. Und da es ohnehin nur einer kleinen Minderheit vergönnt ist, mit einem High-Speed tauglichem Gefährt unterwegs zu sein, dürfte der reale Temporausch für Viele ein Wunschtraum bleiben. Doch wer ein Faible für Autorennspiele hat, und mit einer hochwertigen Surround-Anlage auf die (virtuelle) Piste geht, hat nun die Chance, noch näher in die Welt von Benzin und Gummi einzutauchen:
Mit
dem Playseat Base bietet der deutsche Vetrieb GGP-Racing eine speziell für
Rennsimulationen optimierte Sitzmöglichkeit an. Hiermit soll den
Wohnzimmer-Rasern endgültig das menschenunwürdige Knien
zwischen Sofa und Couchtisch erspart bleiben. Damit auch die Frau des
Hauses ihr OK für die 299 Euro Investition gibt, wurde auch an
eine platzsparande Unterbringungsmöglichkeit gedacht, die es unter
Anderem ermöglicht die Sitzlehne einzuklappen.
Ob dieses ungewöhnliche Zubehörteil das richtige Produkt für Freizeit-Schumis darstellt, möchten wir Ihnen im Rahmen dieses Testberichtes beantworten. Im Gegensatz zu manch anderen Gaming-Puplikationen haben wir von AREADVD die Kombination mit sehr hochwertigen Heimkino-Komponenten im Fokus, um eine möglichst perfekte Gesamtwirkung zu erzielen. Der Racing-Seat wird daher also hohen Erwartungen gerecht werden müssen, um ihn unserem Test zu bestehen.
Aufbau / Verarbeitung:
Direkt nach dem Auspacken waren wir recht überrascht, schließlich purzeln mehrere einzelne Schrauben sowie insgesamt fast ein dutzend Metallelemente (zzgl. Kleinteilen) aus dem recht kleinen Karton. Nach kurzem Konsultieren des Handbuches verflüchteten sich aber bereits unsere Befürchtungen, eine abendfüllende Heimwerkeraufgabe vor uns zu haben - schon nach 15 Minuten stand der Playseat Base fertig in unserem Testraum.
Der Sitz besteht aus einem hochwertigen Alcantaraüberzug und macht sowohl optisch als auch haptisch einen guten Eindruck. Die Qualität überzeugt auf ganzer Linie, zumal der Sitz dank Lederapplikationen und Gurtöffnungen richtiges Race-Feeling aufkommen lässt.
Auf der Rückseite des Sitzes befindet sich ein Klettverschluss, hinter dem zwei Scharniere zu finden sind, um die Sitzlehne verstellen zu können.
So besteht gleichermaßen die Möglichkeit einer platzsparenden Unterbringung, aber auch eines angenehmen Sitzkomforts mit guter Polsterung.
Die verwendeten Metallteile sind recht funktional gehalten, es kommt weder Aluminium zum Einsatz, noch wurden sie besonders sorgfältig lackiert. Hier steht ganz klar die Funktion im Vordergrund. Scharfe Kanten oder andere schwerwiegende Mängel zeigt jedoch kein einziges Bauteil. An manchen versteckten Stellen lassen manche Details zu Wünschen übrig (z.B. Unterseite vom Sitzgestell). Insgesamt aber macht die Verarbeitung dennoch einen soliden, preisgerechten Eindruck. An insgesamt 3 Punkten können die Baugruppen bewegt, und mittels Stellschrauben (siehe oben) fixiert werden. Dies ist sowohl für das Verstauen, als auch das Anpassen an die individuelle Körpergröße wichtig. Der Playseat Base wiegt aufgebaut um die 10kg, so dass man keine Sonderschichten im Fitness-Studio einlegen muss, um nach einer Spielesession für Ordnung im Wohnzimmer (bzw. Heimkino) zu sorgen.
Fazit Verarbeitung:
Für knapp 300 Euro ein durchaus akzeptables Niveau. Positiv fällt vor Allem der Sitz ins Gewicht, bei diversen Metallteilen sowie Gewinden wäre etwas mehr Feinschliff willkommen. Trotzdem muss man bei einem solchem Produkt bedenken, dass relativ niedrige Stückzahlen und der halbwegs moderate Preis, eine qualitativ makellose Materialqualität einfach nicht möglich machen. Im Vergleich zu vorherigen, vergleichbaren Produkten wie dem Race-Star Trainer haben sowohl die Verarbeitung als auch die Bedienungsfreundlichkeit (Zusammenbau sowie Verstauung ) enorm zugelegt.
Praxiserfahrungen:
Ausnahmsweise verlassen wir die XBOX360 Gefilde und bemühen unseren Media-PC. Grund hierfür ist das exzellente Momo Force Feedback Lenkrad (1.Auflage) - leider hat Logitech weder mit dem Nachfolger, noch mit anderen Produkten an dessen Qualität anschließen können. Dieses Referenz Lenkrad-System zeichnet sich nicht nur durch seine hohe Verarbeitungsgüte aus, sondern besitzt in Bezug auf die Montage einen recht großen Platzbedarf. Fast alle aktuellen Lenkräder fallen deutlich kleiner aus und lassen sich dementsprechend problemloser installieren.
Obwohl uns die Montageplatte für das Lenkrad zunächst recht klein erschien, reicht die Größe völlig aus. Durch die völlig plane Ober- und Unterseite gestaltet sich das Anbringen eines Lenkrades (inklusive Zuziehen der Verschraubungen) ohne Hindernisse.
Nicht ganz so erfreulich zeigte sich die Montage der Pedalerie: abgesehen davon, dass unser Pedal-System deutlich größer als die gesamte Aufnahmeplatte ist, so fehlen schlichtweg jegliche Möglichkeiten der Arretierung. Schade, denn beim beherzten Gasgeben kann es so durchaus passieren, dass die Pedalerie wegrutscht. Auch wenn es optisch keine Offenbarung ist, so haben wir uns mit ein paar kleinen Schraubstöcken aus dem Baumarkt eingedecken müssen, um bedenkenlos Vollgas geben zu können.
Durch die verschiedenen Pedal-Systeme ist es für den Hersteller sicherlich schwierig, eine umsetzbare Universal-Lösung für dieses Problem zu lösen. Wir wären schon dankbar, wenn bei künftigen Versionen eine größere Aufnahmeplatte integriert wird, die an der unteren und oberen Seite jeweils eine kleine Kante gegen unbeabsichtigtes Wegrutschen hat.
Wo ein Racing-Seat ist, kann unser Redaktion Thomas "High-Speed" Hermsen nicht weit weg sein - doch in diesem Fall, gaben wir selbstverständlich einer Dame den Vorzug... - die Anpassung an die verschiedenen Körpergrößen unserer Tester gelang überraschend gut. Obwohl z.B. Thomas "High-Speed" Hermsen nicht ganz an den gewohnten Komfort seines VW Passat herankam, empfand er die Sitzposition und Bewegungsfreiheit als angenehm. Für Anwender mit Leinwänden empfehlen wir einen etwas größeren Sitzabstand einzuplanen, da Sie ansonsten recht schnell eine leichte Genickstarre bekommen könnten. Leichten Abzug für Praxistauglichkeit geben wir indes für die etwas wacklige Lenkradstange. Es sind zwar nur 1-2 Zentimeter Spiel vorhanden, doch bei heftigen Lenkbewegungen kann dies durchaus etwas störend sein.
Fazit:
Neue
Rundenrekorde bei GTR2 oder DTM Race Driver3 haben wir mit dem Playseat
Base nicht aufgestellt und trotzdem sind wir von diesem Produkt
begeistert. Die Verbindung zwischen Mensch und Spiel wird durch viele
technische Faktoren zwar extrem nahe gebracht, aber erst der
Positionswechsel vom Sofa auf den Playseat macht die
Spielatmosphäre wirklich komplett. Wer den Wunsch hat,
bestmöglich zu gamen, der darf sich weder über den Kaufpreis
von knapp 300 Euro, noch die verbesserungswürdigen Details
übermäßig beschweren. Unterm Strich gibt es den
perfekten Simulationssitz schlichtweg nirgendwo, aber zumindest in
vielen der wichtigen Aspekten bietet der Playseat Base für eine
(vergleichsweise) moderate Kaufsumme sehr anständige Leistungen.
Die AREADVD Gaming-Redaktion wird dem Testmuster sehr gerne noch ein
paar virtuelle Kilometer zurücklegen, um sich
der Freude an der Geschwindigkeit künftig auch mal ohne
ansteigendes Punktekonto hingeben zu können...
Test: Playseat Base (Gaming-Zubehör)
Preis: 299 Euro
Preis-/Leistung:
Webadresse des Anbieters, sowie Bezugsquelle: www.ggp-racing.com
+ bequemer Sitz, der auch "Langstrecken" tauglich ist
+ individuell einstellbar, von klein bis groß
+ schnell und einfach aufgebaut
+ platzsparendens Zusammenklappen möglich
+ Befestigung des Lenkrades problemlos möglich
- Lenkradstange nicht völlig starr
- Pedalerie kann nicht befestigt werden, Aufnahmeplatte recht klein
- vereinzelt kleinere Punkte bei Verarbeitung, die besser gelöst werden könnten
Redaktion: Lars Mette (LM)